„Die Kirche im Dorf lassen“ – das sagen wir nicht nur, wenn Landespolitiker Schulstandorte anzweifeln und durch Ämter-, Kommunal- und Kreis-gebietsreformen gewachsene Infrastrukturen auflösen oder wenn eine Kirchenbehörde versucht in kleinen Ortsgemeinden Finanzmittel und Pfarrstellen zu streichen. „Die Kirche im Dorf lassen“, wir sagen es immer dann, wenn Traditionen in Frage gestellt werden und ein radikaler Neuerungsgeist nach der „Jetzt-Kommen-Wir-Methode“ alles Herkömmliche über den Haufen werfen möchte.

„Lass aber die Kirche im Dorf!“ Ein Theologieprofessor äußerte kürzlich als Anmerkung zu dieser Redewendung: „Wenn die Kirche im Dorf bleiben soll, dann muss auch das Dorf in der Kirche bleiben“. Dafür gibt es, Gott sei Dank, auch in unseren Gemeinden positive Beispiele. Etwa die 92-jährige Uroma, die Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst kommt und trotz Rückenschmerzen, Sitz- und Hörproblemen immer da ist. Sie will damit den jüngeren Kirchenältesten durch ihre Treue und Beständigkeit ein Beispiel geben im Glauben. Fünfzig Jahre jünger ist eine junge Mutter, die wegen des Kirchendienstes um Mithilfe gefragt wird und antwortet: „Ja, warum eigentlich nicht? Jetzt sind wir dran, den Staffelstab zu übernehmen“. Und ein junger Vater von drei Kindern meint: „Selbstverständlich wollen wir für unsere Kids nur das Beste: Klar, dass sie getauft und konfirmiert werden und den Segen Gottes für ihr Leben bekommen.“

„Die Kirche im Dorf lassen“, wo dies nicht geschieht, werden auch die Abschiedsglocken bei vielen Beerdigungen nicht mehr läuten, weil sie schon bei so mancher Taufe nicht mehr geläutet haben.
Bei einem Besuch erzählte ein Pfarrer aus Sachsen-Anhalt, der 17 Kirchen verwaltet: „Ich rede nur von den Kirchen, in denen überhaupt noch was stattfindet. Wir haben auch einige Ruinen. Wo sich keiner mehr kümmert und keiner mehr kommt, wird auch nichts mehr sein.“
Das ist logisch und gilt überall. Wann waren Sie das letzte Mal in der Kirche? Welchen Beitrag haben Sie für unsere schönen, alten Kirchen und das Gemeindeleben zuletzt geleistet?


Wie die Zukunft der Kirche im Dorf und in der Kleinstadt aussehen wird, hängt maßgeblich von jedem Einwohner ab! Manches Gewohnte und Liebgewonnene wird im Zuge einer sich täglich verändernden Welt aufhören und sterben. Aber als Kirche sind wir geübt in der Begleitung von Abschieden und Neuanfängen und haben dafür Wort und Rituale.
Zum Erntedankfest 2019 möchte ich mich bei allen Engagierten für Ihr Mitwirken bedanken und schon heute einladen zum Ehrenamtlichentag am 26. Januar 2020 nach Penkun.

Pastor Bernhard Riedel