„Meinem Gott gehört die Welt, meinem Gott das Himmelszelt, ihm gehört der Raum der Zeit, sein ist auch die Ewigkeit“,
so heißt es in dem Kinderlied, Nr. 408 im Gesangbuch.
Die Welt in der wir leben wird mit ganz unterschiedlichen Augen gesehen und wahrgenommen, abhängig vom Standpunkt und der Perspektive.
Einerseits riesig und groß: gerade in den reichen Ländern leben wir so, als wären die Ressourcen und Vorräte unerschöpflich. Anderseits klein und zerbrechlich, wie erstmalig 1968 von Menschen aus dem All gesichtet.
Astronaut Bill Anders schrieb darüber: “Die Erde ist winzig und ein unbedeutendes Sandkorn im Universum. Aber es ist unser einziges Zuhause, also sollten wir besser darauf aufpassen.“
Die wunderschöne Weltkugelperspektive von Penkun auf unserem Titelbild zeigt aber auch, wie eingeschränkt unser Horizont manchmal ist. Wir leben in unserer eigenen Welt mit unserem Kirchturmdenken, so als ob wir der Nabel der Welt wären. Und wir fragen: Was geht uns das Leid fremder Menschen an? Was betreffen uns die Flüchtlinge oder die Zugezogenen? Es ist eine Frage der Weltanschauung: Bleibe ich in meiner kleinen Welt verhaftet, so wie sie war und ist? Gehört mir die Welt und die Scholle auf der ich meine 80 Jahre Lebenszeit zubringe? Gerade die Eigentumsfrage ist ja mehr als genug ein strittiger Punkt.
Im vorletzten Jahr erzählte ein russischer Reiseführer vor dem Königsberger Dom am Kant-Grab von einem Treffen des Alt-Kanzlers Gerhard Schröder mit Wladimir Putin anlässlich der 750 Jahrfeier in Königsberg.
Da sagt Präsident Putin: “Der Dom gehört uns zwar jetzt, aber er ist nicht unser“. Entgegnet Schröder: “Der Dom und Kant sind zwar unsers, aber sie gehören uns nicht mehr!“ Dieser kleine Dialog ist sicher nur als Scherz zu verstehen, aber er zeigt, wie veränderlich Dinge und Verhältnisse sind. Wie relativ unsere Perspektive und Sicht auf die Dinge sind und wie alles in Bewegung ist.
Die beiden Herbstfeste im Kirchenjahr: Erntedankfest & Totensonntag erinnern uns daran: Alles hat sein Maß und Ziel. Corona holt uns wieder auf den Teppich! Wir Menschen sind nicht die Macher der Welt, sondern Gott gehört die Welt. Er ist der Schöpfer: der Anfänger, Erhalter und Vollender. In diesem Gefüge aber dürfen und sollen wir als Gestalter und Bewahrer tätig sein.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Pastor
Bernhard Riedel