Als uns die Nachricht vom positiven Testergebnis der Untersuchung ereilte, griff ich zum Hörer, um als erstes die Dienststellen, Schulleitung und das Propsteibüro zu informieren. Bevor der erwartete gesundheitliche Zusammenbruch kommen würde, mussten noch die Kontaktlisten für das Gesundheitsamt erstellt werden und so weit wie möglich alle Kontaktpersonen der letzten Tage benachrichtigt werden. Vor Einbrechen der Dunkelheit noch eine Kurznachricht auf der Kirchen-Facebookseite. Sie sollte später den traurigen Rekord mit 4000 Klicks erhalten.
Sofort gab es Beschuldigungen und Verdächtigungen. Einige wussten sogar genau woher das Virus kam.
„Pastor Riedel hat die ganze Gemeinde angesteckt“; dieses Gerücht war einige Tage im Umlauf. „Und Schuld daran hat sein lockerer Umgang mit den Landesverordnungen MV, den Geboten und Gesetzen. Nun sind andere auch noch die Leidtragenden.“
Ob unsere täglichen Informationen auf Facebook da hilfreich waren, wage ich aus heutiger Sicht zu bezweifeln! Auf alle Fälle wollten wir damit von Anfang an die Situation offen kommunizieren und eine höchstmögliche Transparenz schaffen, Menschen Mut machen: Es gibt ein Leben vor, mit und nach Corona.
Anerkennung und Lob für die Aufrechterhaltung kirchlicher, schulischer und gemeinwohlorientierter Arbeit inmitten der Krise, gab es ab sofort in den seltensten Fällen, vielmehr Kritik, Belehrung vereinzelt böse Anrufe und Mails sogar auch Drohungen und Häme.
Für mich eine interessante Lektion wie Menschen in Angstsituationen reagieren, wie schnell Sündenböcke gesucht und ausgemacht werden, ja im schlimmsten Falle Opfer stigmatisiert werden. So jedenfalls habe ich als Betroffener es erlebt und Leidensgenossen berichteten mir von gleichen Erfahrungen. Rückblickend lässt sich resümieren:
Die Krise zeigt sehr deutlich:
● Worauf Verlass ist
● Was brüchig, krank und nicht tragfähig ist
● Wer mein Freund ist und an meiner Seite steht
Als Mutmacher für alle die von COVID oder Menschen angegriffen werden, kann vielleicht der Bibelvers aus dem Buch Josua Trost und Hilfe sein:
„Siehe ich habe dir geboten, dass du getrost und freudig seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“ Josua 1,9
In diesem Sinne eine gesegnete und zuversichtliche Passions- und Osterzeit bei allem, was uns noch bevorsteht.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Pastor
Bernhard Riedel